Das Quatuor Diotima stellt an diesem Vormittag neben der Musik des Schönberg Schülers Alban Berg auch gemeinsam mit Michael Schöch Johannes Brahms in den Fokus.
Bergs Lyrische Suite steckt voller Emotionen, von unbändiger Leidenschaft bis hin zu Beklommenheit. Grund dafür ist die in ihm entfachte, unmögliche Liebe zu Hanna Fuchs. Wird es mir vergönnt sein, die Ruhe zu finden, in Tönen das auszudrücken, was ich in und seit diesen Tagen in Prag-Bubeneč erlebt habe? […] so blutet ununterbrochen diese schwerste Wunde, die ich mit mir wohl zeitlebens herumtragen werde. Am liebsten schriebe ich Lieder. Aber wie könnte ich!: die Worte der Texte verrieten mich. So müssen es Lieder ohne Worte sein, in denen nur der Wissende – nur Du wirst lesen können. Vielleicht wird’s ein Streichquartett! Die Lyrische Suite ist ein wunderbar dramatisches Werk voller verschlüsselter Botschaften.
Schönberg war, bevor er durch seinen Mentor und Schwager Alexander Zemlinksy Wagner kennenlernte, ausschließlich Brahmsianer. Die Musik des Romantikers – sein Klavierquartett op. 25 bearbeitete er 1937 für Orchester – war für Schönberg grundlegend. Mir ist nach dem Werk, als habe ich eine große tragische Geschichte gelesen, äußerte Clara Schumann über Johannes Brahms’ Klavierquintett op. 34. Kaum zu glauben, dass Brahms mehrere Anläufe brauchte, um die Komposition zur Vollkommenheit zu bringen. Brahms probierte sich am Streichquintett sowie einem Klavierduo, bis er sich schlussendlich für die Form des Klavierquintetts entschied, das – nach Hermann Levi – ein Meisterwerk von Kammermusik, wie wir seit dem Jahre 1828 (Schuberts Tod) kein zweites aufzuweisen haben wurde.

Michael Schöch
Quatuor Diotima:

Yun-Peng Zhao, Léo Marillier – Violine
Franck Chevalier –Viola
Alexis Descharmes – Violoncello