Sich als Komponist des 21. Jahrhunderts eines Klassikers anzunehmen, ist keine leichte Aufgabe. Auf Anregung des bekannten Schubert-Interpreten Christoph Prégardien hat sich Johannes Maria Staud dieser Herausforderung gestellt. Der österreichische Komponist hat Schuberts Liederzyklus Die Schöne Müllerin (1823) für 19-köpfiges Ensemble instrumentiert und diesen mit sieben eigenen Liedern, basierend auf Gedichten von Emily Dickinson (1830-1886), verbunden. Staud verzahnt beide Stränge miteinander, was eine Neudeutung dieses ewig aktuellen Stoffes mit sich bringt. Er bewegt sich sehr nahe am Original und bindet durch Dickinson den weiblichen Blick ein. Im Spätwerk der US-amerikanischen Schriftstellerin hat Staud großartige, lakonische Gedichte gefunden, die wunderbar zur Welt der Schönen Müllerin passen – diese ergänzen, erweitern, ihr widersprechen, ironisch ihr romantisiertes Naturbild in Frage stellen – und dabei eine radikal weibliche Sicht einnehmen.

Christoph Prégardien – Tenor
Klangforum Wien
Ltg: Elena Schwarz