Ein Quartett ist nämlich eine der schwierigsten musikalischen Gattungen, soll Schostakowitsch in Bezug auf sein erstes Streichquartett geschrieben haben, das er ohne irgendwelche besonderen Gedanken oder Gefühle zu schreiben begann und davon ausging, dass nichts daraus wird. Ich schrieb die erste Seite als eine Art Übung und dachte überhaupt nicht daran, es zu beenden oder gar zu publizieren. Die Arbeit hat mich so in ihren Bann gezogen, dass ich den Rest unglaublich schnell fertig hatte.

Insgesamt verfasste Schostakowitsch 15 Streichquartette, in deren Stimmungen sich seine Lebenssituationen musikalisch spiegelten. An diesem Abend spielt das Tiroler cedag quartett neben seinem in der Zeit der Schmähungen verfassten 4. Streichquartett (1949) – das unter anderem wegen seiner jüdischen Volksmelodien erst 1953, nach Stalins Tod, aufgeführt wurde – auch sein 13. Das einsätzige Werk gilt als eines seiner persönlichsten und wird wegen seiner Intensität als Requiem für Streichquartett bezeichnet. Schostakowitsch soll bei der Generalprobe selbst so erschüttert gewesen sein, dass er wortlos den Raum verließ. Bei der Uraufführung ging nach Isaak Glikman diese Erschütterung auf das Publikum über: Es erhob sich am Ende des neuen Quartetts und blieb stehen, bis es in voller Länge ein zweites Mal gespielt wurde.

Ein Abend tiefer Emotionen.

Programm:

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)
Streichquartett Nr. 4 in D-Dur, op. 83 (1949)
Allegretto – Andantino – Allegretto – Allegretto
Streichquartett Nr. 13 in B-Dur, op. 138 (1960)
Adagio-Doppio movimento-Tempo primo

Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) Streichquartett Nr. 13, op. 118 (1977)
dem Borodin-Quartett gewidmet

Alfred Schnittke (1934-1998) Streichquartett Nr. 3 (1983)
Andante – Agitato – Pesante

Besetzung:

cedag quartett
Martin Yavryan, Clemens Gahl – Violine
Ernst Theuerkauf – Viola
Peter Polzer – Violoncello

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